22 August 2015

Aachen: Vierspännerfahrer Michael Brauchle ist Europameister

Aachen (fn-press). Das war vielleicht eine Aufholjagd. Nach Dressur und Kegelfahren lagen die deutschen Vierspännerfahrer bei den Europameisterschaften in Aachen nur auf Rang vier. In der Geländeprüfung heute spielten sie dann ihre Stärke aus und Christoph Sandmann, Georg von Stein und Michael Brauchle holten sich die Silbermedaille. Durch seinen Sieg im Gelände wurde Michael Brauchle außerdem völlig überraschend neuer Europameister.

Bundestrainer Karl-Heinz Geiger (Rechtmehring) war sichtlich gerührt, als klar war, dass sein Team es tatsächlich geschafft hatte und sich von Platz vier auf Silber (331,63 Punkte) gefahren hatte und es auch noch Gold für Brauchle gab. „Wahnsinn, da hätte ich gestern noch nicht von zu träumen gewagt.“ Team-Gold ging an die Mannschafts-Weltmeister aus den Niederlanden (328,05), die sich nach Dressur und Kegelfahren einen so großen Vorsprung erarbeitet hatten, dass sie die Goldmedaille im Gelände nach Hause fahren konnten. Bronze ging an die Mannschaft aus Ungarn (354,03).

Christoph Sandmann, Speditionskaufmann aus Lähden im Emsland, war der erste der drei Teamfahrer. Er fuhr in vier der acht Hindernisse Bestzeiten. Im letzten Hindernis, das im großen Hauptstadion aufgebaut war und unter dem großen Jubel des Aachener Publikums gefahren wurde, unterlief ihm ein kleiner Fehler. Seine Pferde liefen in ein falsches Tor und er musste kurz zurücksetzen und korrigieren – das kostete natürlich Zeit. Er erklärte, dass er zuvor noch mit seiner Tochter und Beifahrerin Anna diskutiert habe, ob er im letzten Hindernis noch alles riskieren sollte. „Die Tage hier liefen bis zum Gelände aber nicht gut für uns, so dass wir uns fürs Risiko entschieden haben und dann kann sowas halt mal passieren“, erklärte er. Im Ziel hatte er dann trotzdem die Führung in der Geländeprüfung übernommen. Aber elf Fahrer kamen noch – unter anderem auch seine Teamkollegen Georg von Stein und Michael Brauchle. Die Fahrer starteten in umgekehrter Reihenfolge der Einzelwertung und nach Dressur und Kegelfahren belegte Sandmann Platz zwölf, Georg von Stein Platz sieben und Michael Brauchle Platz sechs. Bei Georg von Stein lief es im ersten Hindernis erst noch nicht. „Übermotiviert“, war seine Aussage dazu. Dann kam er immer besser in Fahrt. Am Ende platzierte sich der Hesse aus Modautal im Odenwald auf Rang zehn in der Geländeprüfung.

„Jetzt kommt Michi, der nimmt mir eine Bestzeit nach der anderen ab“, prophezeite der bis dahin führende Sandmann und genauso kam es. Der 25-jährige Sportsoldat aus Lauchheim in Baden-Württemberg hat schon zwei Mal in Aachen die Geländeprüfung gewonnen und ließ auch in diesem Jahr nichts anbrennen. „Das Gelände hier liegt Michi einfach“, erklärte Bundestrainer Karl-Heinz Geiger. „Ich habe mit Shakira und Clinton ganz starke Stangenpferde, besonders die Stute ist in der Dressur zwar nicht so gut, aber im Gelände einfach meine Lebensversicherung“, erklärte Brauchle. Er gewann diese Teilprüfung vor seinem Teamkollegen Christoph Sandmann und verbesserte sich auch in der Einzelwertung so weit, dass er am Ende der Prüfung auf dem Silberrang lag. Der bis dahin führende Niederländer Ijsbrand Chardon kam mit einigen Fehlern ins Ziel, aber er hatte nach Dressur und Kegelfahren so viel Vorsprung, dass er mit gerade Mal einem knappen Punkt Vorsprung weiterhin auf dem Goldrang lag. Als dann die offiziellen Ergebnisse bekannt gegeben wurden, hatte Michael Brauchle plötzlich nicht mehr Silber, sondern Gold. Große Verwirrung herrschte dann nicht nur im deutschen Team, sondern auch bei den Niederländern. Offenbar war eine Hinderniszeit von Georg von Stein und Michael Brauchle bei der Eingabe ins System vertauscht worden, was erst bei der offiziellen Überprüfung aufgefallen war. Danach legten verschiedene Nationen Protest gegen die Ergebnisse ein, so dass alles noch einmal geprüft werden musste. Am Ende stand aber fest: Gold für Brauchle (162,16 Punkte), Silber und Bronze für die beiden Niederländer Ijsbrand Chardon (162,37) und Koos de Ronde (170,93).

Mit dem Titel Europameister hatte Michael Brauchle nun so gar nicht gerechnet. „Heute Morgen hieß das Ziel, dass wir alle gemeinsam für die Mannschaft kämpfen, wir hatten nach den Defiziten in der Dressur ja noch was gut zu machen, an die Einzelwertung habe ich gar nicht gedacht“, so Brauchle, der seine erste Einzelmedaille bei einem Championat gewann. Er war mit einer ordentlichen Dressur, die allerdings nur mit Platz neun belohnt wurde, in die EM gestartet. "Die Pferde waren alle sehr sicher und Michi ist fehlerfrei gefahren, aber er hat einfach sehr unterschiedliche Pferde, so dass der Gesamteindruck des Gespanns vielleicht nicht so harmonisch ist wie bei anderen", erklärte Geiger, die nicht ganz so gute Bewertung durch die Richter. Im Kegelfahren hatte er dann mit 3,99 Punkten Rang sechs belegt.

Christoph Sandmann beendete die EM auf Rang fünf (176,32), Georg von Stein auf Platz sieben (182,80) der Einzelwertung. Titelverteidiger Theo Timmermann aus den Niederlanden hatte zwar nach der Dressur noch geführt, aber war mit 18,15 Strafpunkten im Kegelparcours auf Rang neun zurückgefallen. Nach der Geländeprüfung landete er auf Platz elf der Einzelwertung (191,19). Direkt dahinter auf Rang zwölf platzierte sich der deutsche Einzelfahrer Rainer Duen aus Minden. Ludwig Weinmayr aus Fischbachau in Bayern und Dirk Gerkens aus Paderborn in Ostwestfalen beendete die EM auf den Plätzen 18 und 27.

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