26 Juni 2013

Aachener Tagebuch: Mittwoch 26. Juni 2013

Mittwoch 26. Juni 2013 – Zunächst konnte Tomas Eriksson aufatmen. Bei der Reinspektion seines Pferdes gab es am Morgen keine Beanstandungen. Reichlich Zuschauer hatten sich am Dressurviereck eingefunden. Vielleicht lag dies auch ein bisschen an der Anfangszeit.

Um 13 Uhr ging es mit dem offiziellen Wettbewerb los. Zuvor, wie in Aachen üblich, ein Testfahrer in der Person das Aachener Sportchefs und internationalen Vierspännerfahrers Baron Wolf von Buchholtz, der eine blitzsaubere Vorstellung mit seinen vier Braunen bot und die das Richterkollegium auch entsprechend positiv bewertete. Für eine Platzierung am heutigen Tag hätte diese Dressurvorstellung locker gereicht.

Der Sieg ging zur Recht an den großen Favoriten Chester Weber USA, der mit seinen 31,20 Strafpunkten eine deutliche Duftmarke in Richtung Gesamtsieg Talbotpreis setzte. Sein Name ist ja noch nicht auf der Ehrentafel am Einritt des Hauptstadions zu finden. Dafür der des zweitplatzierten Boyd Exell umso häufiger in den letzten Jahren. Seine 34,80 Strafpunkte lassen ihm alle positiven Optionen für die Gesamtwertung offen. Die Dressurvorstellung des Australiers war in einige Punkten schwächer als die von Chester Weber¸ Insbesondere gab es kleine Mängel bezüglich einer konstanten Anlehnung bei den Stangenpferden und auch Stellung und Biegung, insbesondere auf der rechten Hand, war bei den Vorderpferden nicht immer ideal. Nicht Ysbrand Chardon war derjenige der mit den beiden Toppfavoriten mithalten konnte sondern sein Landsmann Theo Timmerman. Mit 38,81 Punkten blieb er unter der magischen 40 Punktemarke. Dass der Niederländer Gelände fahren kann hat er schon oft bewiesen. Aber auch Chester Weber scheint in diesem Jahr nicht nur von seinen Dressurleistungen zehren zu wollen. In Saumur gewann er nicht nur die Dressur sondern auch das Gelände. Es wird also spannend werden am Samstag.
Bester Deutscher am heutigen Tag – eigentlich wie immer wenn es um etwas geht – der Lähdener Christoph Sandmann. Auch wenn es manchmal im Vorfeld bei ihm nicht alles so rund läuft bringt der Senior der deutschen Mannschaft immer seine Leistung auf den Punkt. Zumal ja in diesem Jahr seine Tochter Anna im Hinblick auf eine Qualifikation zur Zweispänner WM Ende August deutlich im Vordergrund steht. Schade, dass bei ihm die zweite Schrittpassage nicht so gelang; sonst wäre eine noch bessere Platzierung als Rang 5 drin gewesen. Aber auch so eine glänzende Ausgangsposition für ihn mit 45, 95 Strafpunkten. Der mehrfache Hessenmeister Christian Plücker präsentierte sich diesmal energisch vorwärtsfahrend, praktisch ohne Fehler in einer harmonischen Vorstellung. Er wurde zweitbester Deutscher und lag mit Platz 8 einen Rang vor Georg von Stein.

Letzterer hatte zwar keine Patzer in seiner Dressur aber das Gesamtbild ist nicht so harmonisch. Sehr unterschiedliche Pferdetypen in seinem Viererzug. Kleine wendige manchmal sehr eng gehende Orlovpferde vorne und an der Stange doch eher größere Kaliber. 50,67 Punkte gab es für Michi Brauchle. Für Aachen ein Toppergebnis. Er hat sich in der Dressur in diesem Jahr ganz deutlich verbessert. Mareike Harm fuhr bei ihrer Aachenpremiere eine ordentliche Dressur mit 52,68 Strafpunkten; ihr eines Vorderpferd war nicht immer taktsicher und so kam sie leider nicht unter die 50 Punktemarke. Daniel Schneiders mit 54,92 Punkten im guten Mittelfeld. Beide Fahrer übrigens wurden auch vom Weltmeister Boyd Exell hier betreut.


Eine erstaunliche Sache am Rand: Die große Ergebnistafel im Fahrstadion konnte halbe Noten nicht anzeigen. So wurde bei diesen Bewertungen immer die Zahl aufgerundet. Dass bei internationalen Dressurprüfungen die Richter auch halbe Noten vergeben dürfen war wohl in der Vorbereitung nicht bedacht worden. Morgen folgt um 10 Uhr beginnend die Dressur, die für den Nationenpreis gewertet wird; aber alle Fahrer nehmen daran teil auch die die nicht in einer Mannschaft fahren. Freuen wir uns also wieder auf die Protagonisten Exell und Weber; Chardon scheint im Moment nicht in der Form zu sein um ganz vorne mitzufahren.

Rudolf Temporini