22 Juli 2017

Aachen: Tagebuch Samstag

Marathon-Tag – wie immer tausende von Zuschauern hier in Aachen auf den Beinen. Vormittags wurden die Vielseitigkeitsreiter begeistert gefeiert, der Nachmittag gehörte den Fahrern. Nachdem Christoph Sandmann gestern schon “Jagd und Punkte“ für sich entschieden hatte, holte der Emsländer auch heute den Sieg gegen die gesamt angetretene Weltklasse auf dieser schweren Marathonstrecke.

Christoph Sandmann
Foto: Rinaldo de Craen

Alles lief optimal rund so wie geplant für den frisch gebackenen Deutschen Meister. Nur im letzten Hindernis wurde von ihm eine Extravolte gefahren, aber es reichte dennoch für den Sieg. “Meine Pferde waren fantastisch. Genauso wie das Aachener Publikum. Für uns Fahrer ist das immer wieder eine tolle Unterstützung, diese Begeisterung zu erleben. Wir nehmen dies trotz unserer Konzentration auf den Wettbewerb durchaus wahr. Wenn es von der Situation her reinpasst, dann versuchen wir, uns auch durch Gesten für diese Unterstützung bei unseren Fans zu bedanken.“ In der kombinierten Prüfung verbesserte sich der Emsländer auf Platz 5. Zu dem in Führung liegenden Boyd Exell beträgt der Abstand zwar rund 13 Punkte, aber zu dem an 2. Stelle liegenden Niederländer Chardon ist es weniger als ein Bällchen. Umso ärgerlicher die Volte im letzten Hindernis.

Georg von Stein hatte im Hindernis 2 und 3 einige kleinere Probleme zu bewältigen. In Hindernis 7 fuhr er an einem Tor vorbei, aber dennoch für ihn Platz 8 in dieser Teilprüfung. Sein Ergebnis ein wesentlicher Beitrag dazu, dass die deutsche Mannschaft in der Nationen-Preiswertung nunmehr auf den 2. Platz vorrutschte. In der Einzelwertung liegt Georg von Stein auf Rang 7, wobei der Abstand nach vorne mit rund neun Punkten auf den an 6. Stelle liegenden Niederländer Theo Timmermann doch erheblich ist.

Der amtierende Europameister und mehrfache Gewinner hier im Gelände von Aachen, Michi Brauchle, hatte keinen guten Tag. In Hindernis 2 erwischte er in voller Fahrt in einer eigentlich völlig unproblematischen Gasse einen Pfosten und Beifahrer Ecki Behm machte unsanft Bekanntschaft mit dem Boden. “Meine Vorderpferde spielten heute einfach nicht so mit, wie ich das gewohnt bin. Auf gerader Strecke ging das noch gut, aber in den Wendungen entwickelte sich einfach kein Vorwärtsdrang. Das hat heute alles nicht so nicht gepasst.“ Für ihn Platz 13 am heutigen Tag.

Mareike Harm fuhr alle Hindernisse sauber, aber die deutsche Dressurspezialistin bleibt einfach hinter den Spitzenzeiten doch zurück, so dass sie auch in der Gesamtwertung etwas abrutschte. Platz 16 in der Geländefahrt, aber in der kombinierten Prüfung immerhin noch auf Rang 12 in diesem Weltklassefeld.

Das holländische Trio Chardon, de Ronde und Timmermann fuhr gleichmäßig stark und lieferte gute Zeiten ab. Ihre Führung in der Nationen-Preiswertung war so nie gefährdet.

Boyd Exell am heutigen Geländetag nicht so souverän, wie man dies von dem Multi-Champion gewohnt ist. Keine besonderen Vorkommnisse, aber teilweise doch für seine Verhältnisse langsamere Zeiten.

Sein “Waterloo“ erlebte dagegen der nach der Dressur an zweiter Stelle liegende US-Amerikaner Chester Weber. Einige Bällchen fielen. Dazu auch mehrere Stopps in einigen Hindernissen. Er wurde von Platz 2 nach der Dressur auf den 18. Rang in der Zwischenwertung der kombinierten Prüfung durchgereicht.

In der Nationen-Preiswertung die Holländer wie üblich unerreichbar. Deutschland ist an die 2. Stelle vorgerückt und hat den Abstand zu den Niederländern minimal verringert. Aber 15 Punkte sind es immer noch. Jedoch der Blick nach hinten zeigt, dass Belgien nur 1,3 Punkte zurückliegt. Allerdings haben die Belgier das Handicap, dass ihr starker Fahrer Glenn Geerts im Gelände ausschied und somit das Team nur noch aus Simonet und de Grieck besteht.

Apropos Simonet. Der junge Belgier mit den Arabo Friesen seines Sponsors schiebt sich immer mehr in den Vordergrund. Nach seinem brillanten Auftritt in Windsor auch in Aachen tolle Resultate. Mit ihm wird weiter zur rechnen sein; gerade im Hinblick auf die EM in Göteborg.

Nach vier Tagen Fahrsport kann sicherlich schon ein Resumée der Aachener Tage 2017 gezogen werden. Was allgemein auffiel, war die Tatsache, dass einige der Richter deutliche Schwächen in den Dressurleistungen der eigentlich üblicherweise herausragenden Fahrer schlichtweg ignorierten. Dies sorgte in den Diskussionen für einigen nachvollziehbaren Unmut. Der Begriff des “Richtens nach Namen“ fiel dabei mehrfach. Und da konnte man die Aktiven schon ein bisschen verstehen.

Ansonsten ist und bleibt Aachen für die Fahrer einzigartig. Die Atmosphäre und das große Zuschauerinteresse einfach für die Aktiven wunderbar. Die Geldpreise sind in diesem Jahr beim Fahren etwas rückläufig. Auch werden nicht mehr so viele Fahrer wie in den Jahren zuvor platziert. Bleibt zu hoffen, dass dies keine Tendenz ist.

Rudolf Temporini

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