24 August 2017

Gothenburg: Tagebuch Mittwoch & Donnerstag

Mit einem strahlend blauen Himmel empfängt Schweden seine Besucher. Das Entladen des Schiffes geht erstaunlicherweise sehr entspannt und zügig vor sich. Kurze Passkontrolle, und dann geht es zunächst direkt zur Pferderennbahn von Göteborg, ca. 10 km vom Hafen entfernt. Hier werden alle ankommenden Pferde einer veterinärmedizinischen Kontrolle unterzogen und die Papiere überprüft. Das Team von Mareike Harm ist schon ohne Beanstandung abgefertigt. Georg von Stein fährt wenig später von diesem großzügigen Gelände.

Auf den in den Räumlichkeiten angebrachten großen Bildschirmen kann man das Springen live verfolgen. Gerade macht Laura Klapphake zwei Fehler. Enttäuschung!
Als letzter wird dann noch Christoph Sandmann “abgearbeitet“, aber auch hier alles in Ordnung. Der Chef selbst reinigt penibel die Ladeklappen seines LKW. Auf Nachfrage kam aus seinem Team die Antwort: “Das macht er immer selbst. Wir machen das nicht ordentlich genug.“ Weiter geht es jetzt rund 10 km in die Innenstadt nach Göteborg zum Messegelände. In den riesigen Katakomben dieses Komplexes werden die LKW entladen. Das holländische Team ist bereits vor Ort und hat sich in den Räumlichkeiten, in denen die Kutschen und Fahrräder untergebracht sind, eine kleine Sitzecke eingerichtet. Viele Helfer des Veranstalters sind vor Ort, gut erkennbar an ihren tarnfarbenen Jacken eines bekannten schwedischen Textilherstellers mit zwei Buchstaben. Die fleißigen Hände helfen beim Verladen der umfangreichen Fahrsportutensilien auf bereit gestellte Karren, sie reinigen den LKW und unterstützen die Teams beim Rangieren der Kutschen. Nach einer so langen Fahrt wirklich eine sehr große Unterstützung und eine tolle Idee des Veranstalters.
Die Unterbringung der Teams selbst erfolgt im Hotel “Gothia Towers“. Drei beeindruckende, knapp 30 Stockwerke hohe Hoteltürme, die das Stadtbild von Göteborg mitprägen. Von hier natürlich ein wunderbarer Blick über die schwedische Metropole. Man kann direkt von den Zimmern auf die benachbarten, ganz in der Nähe liegenden Sportstätten blicken.
Erste Erkundungsfahrt der Umgebung. Göteborg ist eine radfahrerfreundliche Stadt. Das Springstadion in der Form einer aufgeklappten Muschel sehr imposant. Kurzer Besuch im Hotel Heden. Hier findet die Verpflegung der Teams und der Offiziellen statt. Kurze Begrüßung mit Pia Skar sowie Elimar Thunert. Er ist am Morgen aus Amsterdam kommend in Göteborg eingetroffen. Sein Koffer ist allerdings noch in Amsterdam. Er hofft auf seine Ankunft noch am heutigen Tage. Damit geht es ihm allerdings deutlich besser als dem amerikanischen TD, der bereits seit Montag hier in Göteborg ebenfalls auf sein Gepäck wartet.
Die Zeit für die Aktiven und Betreuer ist knapp. Heute schon die erste Besichtigung der Geländestrecke, die auch mitten in Göteborg im Slottsskogen City Park verläuft. Leichtes Training der deutschen Fahrer in der großzügigen Halle des Scandinavien Centers. Beine vertreten und locker bleiben heißt die Devise. Ein gemeinsames Abendessen der Teams ist für 20.30 Uhr angesetzt. Damit geht dann eine lange Nacht mit einem Tag der Eingewöhnung zu Ende.
Ein letztes Treffen am Hänger von Christoph in den Hallen nahe den Pferden. Man lässt den Tag Revue passieren. Mathilde hat internen VetCheck für 6 Uhr am nächsten frühen Morgen angesetzt – also ab ins bett.

Alle pünktlich beim internen VetCheck um 6 Uhr. Mathilde ist mit der Form der Pferde zufrieden. Dann um 08:00 der ungeliebte offizielle VetCheck. Auf 2 Bahnen in den Katakomben des Messegeländes. Bei so weinigen Pferden geht das ziemlich fix. Der die deutsche Mannschaft betreuende Humanmediziner mit Assistentin auch vor Ort. Boyd Exell schwächelt immer noch. Er hat sich wohl eine handfeste Bronchitis mit hohem Fieber eingefangen. Da ist gut wenn ein Arzt zum Team gehört. Aufatmen im deutschen Team: Alle Pferde ohne jede Beanstandung akzeptiert. Auf geht’s zum Frühstück und dann wird leicht trainiert werden. Und immer noch lacht sie Sonne bei besten Wetter über der schwedischen Metropole.

Die großzügige Trainingsarena befindet sich mitten in der Innenstadt von Göteborg. Normalerweise befinden sich dort verschiedene Sportanlagen. Die gesamte Bodenbeschaffenheit wurde den Bedürfnissen für den Pferdesport angepasst. In den Katakomben der Messe befindet sich übrigens auch eine Eisporthalle, die mit Sand ausgestreut wurde und somit nunmehr für Trainingszwecke ebenfalls zur Verfügung steht. In der Heden-Arena, dem eigentlichen Wettbewerbszentrum, gibt es einen Abfahrplatz, der mit feinem Schotter ausgestattet ist. Der zweite große Vorbereitungsplatz und auch das eigentliche Fahrstadion sind mit einem wunderbaren Sandgemisch versehen. Den Fahrern war es gestattet, in der eigentlichen Arena, in der auch morgen die Dressuren gefahren werden, zu trainieren. Dabei gab es durchaus das eine oder andere Interessante am Rande des Vierecks für die Vierbeiner zu bestaunen.

Neben Dr. Dennis Peiler hatte sich auch Mentaltrainerin Gaby Bussmann am Trainingsviereck eingefunden. Die Präsentation der Gespanne fand durchaus Wohlwollen in den kritischen Augen der Betrachter. Leider stehen aber insbesondere unsere beiden männlichen Hauptakteure aus dem Team dem Angebot, eine mentale Betreuung zu erhalten, (noch) sehr zurückhaltend gegenüber. Da werden im Moment noch mögliche Ressourcen verschenkt.

Großer Schreckmoment für Christoph Sandmann. Das linke Vorderpferd entledigte sich während des Trainings seines Kopfstücks, und das ganze Gespann drohte auf die Reise zu gehen. Das hätte das Ende aller EM-Träume sein können. Aber viele Helfer mit den roten Deutschlandjacken waren sofort zur Stelle und die Situation konnte gerettet werden. Gott sei Dank drehte sich das Vorderpferd nach dem Verlust des Kopfstücks nach hinten weg und versuchte nicht, sofort durchzugehen. Das Aufatmen bei allen Beteiligten war deutlich spürbar, als die Situation bereinigt war.

Leider trübte sich das Wetter im Laufe des Nachmittags deutlich ein und es begann zu nieseln. Freundliche Helfer verteilten gratis Regencapes. Apropos Helfer: Es gibt eine große Anzahl von sehr sprachgewandten, immer sehr hilfsbereiten guten Geistern, die überall zu finden sind und unglaublich freundlich und kompetent einem immer wieder gerne weiterhelfen, erklären und Fragen beantworten. Wirklich positiv bemerkenswert!

Das Wetter tat aber der Stimmung der erstaunlich vielen Fahrsportfans, die aus Deutschland nach Göteborg gereist sind, keinen Abbruch, und alle fiebern dem morgigen Beginn der eigentlichen Wettkämpfe entgegen.

Um 15.30 steht heute die Behandlung einiger Pferde durch eine Physiotherapeutin an.

Am Nachmittag noch einmal Geländebesichtigung und eine geführte Radtour zu den Grünanlagen, in denen die Geländeprüfung stattfindet. Die Bauart der Hindernisse erinnert im Moment noch eher an ein kombiniertes Hindernisfahren als an eine Freilandgeländeprüfung.

Von den Organisatoren wurde bekannt gegeben, dass Dopingkontrollen für die Aktiven durchgeführt werden. Das heißt, eventuelle Medikamenteneinnahmen müssen gemeldet werden.

Equipechef Fritz Otto-Erley hatte (wieder einmal) leider etwas Pech bei der Auslosung. Er zog die Nr. 1, und so wird dann Mareike Harm morgen als erstes Gespann um 10.00 Uhr in das Viereck einfahren. Georg von Stein hat seinen Auftritt um 12.00 Uhr. Den Abschluss der deutschen Fahrer bildet Christoph Sandmann um 14.30 Uhr.

Morgen früh um 7.30 Uhr ist die Re-Inspektion der Pferde von Ijsbrand Chardon und von Axel Olin. Erstaunlicherweise gibt es Diskussionen, welches Pferd von Chardon überhaupt in die Re-Inspektion muss.

Positiv angespannte Stimmung im Team. Alle freuen sich auf den sportlichen Beginn dieser EM nach einem sicherlich entspannten Abendessen.

Für das deutsche Team findet der Abend seinen Ausklang bei einem gemeinsamen Essen im Restaurant “Joe Farelli“.

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Rudolf Temporini