23 November 2022

Mehrfach-Weltmeisterpferd Axel in Rente

Axel und seine niederländische Fahrerin Saskia Siebers waren von Anfang ihrer gemeinsamen Karriere unzertrennbar. Die Kombination absolvierte in Ruhe die nationalen Klassen und debütierte 2014 auf dem internationalen Parkett. Im Jahre 2016 nahmen Saskia und Axel erstmalig an einer WM teil, im österreichischen Piber. Dort gewannen sie sofort die Bronzemedaille, eine Leistung, die sie bei jeder darauffolgenden WM noch zu toppen vermochten: Silber gab es bei der Heim-WM 2018 in Kronenberg, gefolgt von den Goldmedaillen 2020 in Pau und 2022 in Le Pin au Haras. Darüber hinaus hatte ihre Leistung maßgeblichen Anteil an den Mannschafts-Goldmedaillen der Niederlande in 2018 und 2020 und der Mannschafts-Silbermedaille 2020 bei der WM in Le Pin au Haras.

Letzte Woche hat Saskia während ihrer ‘WM-Party’ offiziell mitgeteilt, dass der mittlerweile 17-jährige Axel jetzt, nach dem Gewinn seiner zweiten Weltmeisterschaft in Folge, in die wohlverdiente Rente verabschiedet wird. Auf Grund der vielen Erfolge, mit den beiden Einzel-Goldmedaillen als Glanzlichtern, empfingen Saskia Siebers und ihr Partner John Castelijns während der Feier die ‘Sportmedaille’ der Gemeinde Cranendonck, wo sie wohnhaft sind.


Saskia Siebers und John Castelijns empfingen die ‘Sportmedaille’ der Gemeinde Cranendonck

Kein einfacher Anfang

Saskia kaufte Axel im Alter von vier Jahren. Er war zu dem Zeitpunkt gerade mal zwei Wochen unter dem Sattel. Die Ausbildung hat Saskia selbst übernommen. Im Jahr 2011, als Axel sechs Jahre alt war, traten sie erstmals im kombinierten Fahrsport an. “Wir haben es ruhig angehen lassen. Ich wollte ihn nämlich nicht überfordern, da ich wusste, dass er etwas mehr Zeit brauchte.”

Das erste Turnier war denn auch nicht so einfach. “Axel erschrak sich, ich verlor eine Leine und konnte nichts anderes tun, als ihn auf ein Absperrgitter zu lenken. Das haben wir anschließend, zum Glück ohne Verletzungen, überwunden, aber Axel wurde noch schneller. John stand hinter mir und griff mit seinen langen Armen in die Leinen. Ich bremste aus Versehen mit der Vorderbremse, wodurch die hintere Seite der Kutsche hochkam. John flog dadurch von der Kutsche und rief noch: ‘Fuß von der Bremse!’ Zum Glück ist es glimpflich ausgegangen, ansonsten hätten wir dieses Interview nicht führen können”, erzählt Saskia lapidar. “Im Jahr 2013 waren wir soweit, dass wir in der schweren klasse starten konnten.“

Höhe- und Tiefpunkte eng zusammen

“Die letzte Weltmeisterschaft in Le Pin au Haras ist glaube ich schon der Höhepunkt gewesen. Durch die Verletzung, die Axel im April nach dem Marathon beim internationalen Turnier in Kronenberg davontrug, war es plötzlich nicht mehr selbstverständlich, dass wir diese Meisterschaft überhaupt würden fahren können. Wir haben Axel eine lange Ruhepause gönnen müssen und ihn anschließend langsam wieder aufgebaut. In den vorhergehenden Jahren hatten wir den Weg zur WM im Vorfeld bereits durchgeplant. In diesem Jahr nicht, da unklar war, wie sich seine Rekonvaleszenz gestalten würde und ob eine WM-Teilnahme, bei der dem Pferd alles abverlangt wird, überhaupt realistisch sein würde. Die Einsicht, dass man vollkommen machtlos ist, wenn das Pferd nicht fit ist, machte sich breit. Ich war enorm froh, dass wir letztendlich doch fahren konnten. Deshalb habe ich vor allem das Fahren an sich genossen und war viel weniger auf das Ergebnis fokussiert. Vielleicht hat auch das zum Erfolg beigetragen: Unser Fokus war anders ausgerichtet.” Trotz dieses geänderten Ansatzes gewannen sie, erstmalig in der Geschichte des Einspänner-Fahrsports, zum zweiten mal in Folge, die Einzel-Goldmedaille.

Hier gibt es weitere Infos zum Ausgang der WM in Le Pin au Haras 2022


Axel, Saskia Siebers und John Castelijns in Aktion bei der WM in Le Pin au Haras
Foto: Melanie Guillamot

Topfit

Axel geht in Rente, aber Saskia erzählt über die Pläne, die John und sie jetzt haben: “Ich werde Axel zu Hause schön weiterfahren. Er ist noch topfit und ich finde es nicht fair, ihn von jetzt auf gleich auf die Wiese zu stellen. Wir werden ohne Turnierambitionen seine Gegenwart genießen. Letzten Sonntag hat John beispielsweise die Leinen übernommen und wir fahren ihn regelmäßig im Zweispänner neben einem unserer jungen Füchse. Axel ist so stabil, die Jungen können viel von ihm lernen.”

‘Die Füchse’

Es ist schon eine Umgewöhnung für Saskia und John, nach all den Jahren keine Turnierambitionen mehr zu haben: “Man ist so daran gewöhnt, auf ein Ziel hin zu trainieren”, erzählt Saskia. “Es ist seltsam, dass das plötzlich wegfällt. Wir werden jetzt Noxander (Jakarta x Dramatic) und Nulleke (Jakarta x Londonderry), die beiden vierjährigen Füchse, demnächst vielseitig ausbilden. Sie laufen beide im Ein- und Zweispänner und unter dem Sattel. John fährt zweispännig, ich jedoch bin mehr einspännig ausgerichtet. Das kann man in den unteren Turnierklassen schön abwechseln. Darüber hinaus schult sich John vom ‘Geländereiter’ zum Dressureiter um und was die Körpergröße betrifft passt er gut zu Nulleke, dem größeren der beiden. Darüber hinaus werde ich weiterhin regelmäßig Turniere besuchen, denn im letzten Jahr habe ich meine Richterprüfung bestanden.”

“In den niedrigeren Klassen finde ich das Ein- und Zweispänner-Fahren eine gute Kombination für die Füchse. Wenn sie irgendwann bereit sind, die höheren Aufgaben zu meistern, muss man sich natürlich entscheiden. Wir werden sehen, wohin der Weg führt. Zunächst genießen wir den Ausbildungsweg und werden schon sehen, wie sie sich entwickeln. Axel darf ihnen in der kommenden Zeit auf jeden Fall mit gutem Beispiel vorangehen”, lacht Saskia.


Saskia Siebers und John Castelijns
Foto: Melanie Guillamot

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