1 August 2015

Riesenbeck: Spannung, Sonne und Dramatik an der Surenburg beim Marathonfahren am Samstag

So spannend und faszinierend kann Fahrsport sein und tausende Menschen begeistern: Bei den Nationenpreisen der Zweispännerfahrer und der Vierspännerfahrer in Riesenbeck stand am Samstag traditionell der Marathon durch die wunderschönen Wälder und das Flüsschen Flötte statt. Sonne, gute Stimmung und prickelnde Dramatik gab es obendrauf. Denn es ging um den Zwischenstand vor dem entscheidenden Hindernisfahren am Sonntag zum einen und um die Einzelwertung der besten Gespannfahrer der Welt zum anderen. In den Mannschaftswertungen führen die deutschen Fahrer bei den Zweispännern (277,33) vor den Niederlanden (294,06) und Österreich (299,60 ) – und auch bei den Vierspännern heißt es Führung (311,80 ) vor Ungarn (317,36) und den Niederlanden (328,72). Jetzt zeigt sich beim abschließenden Hindernisfahren am Sonntag, wer die Nationenpreiswertung dominieren wird.
Und in der Einzelwertung? Der bisher herausragende Vierspännerfahrer Boyd Exell aus Australien verlor erst einen Ball an Hindernis eins, dann einen Mitfahrer an Hindernis zwei – dann zelebrierte anschließend, wer Chef im Ring ist. Er fuhr eine Bestzeit nach der anderen in den restlichen Hindernissen. Resultat: Den Marathon beendete Exell als 11. Doch in der Gesamtwertung führt er noch immer knapp. Bei den Zweispännerfahrern führt Marco Freund vor Sebastian Warneck (beide Deutschland) und Harrie Verstappen aus den Niederlanden. 

Am Morgen vor der Marathonfahrt der Zweispänner hatte Bundestrainer Wolfgang Lohrer noch Bedenken. „Der Boden ist doch noch recht schwer, die Pferde müssen hier in Riesenbeck schon ordentlich ziehen. Da gilt es für die Fahrer die Kräfte ihrer Pferde gut einzuteilen, damit für die Hindernisse genug Kraft bleibt“. Diese Bedenken waren am Mittag zerstreut, alle Pferde gesund und fit im Ziel angekommen, keine Ausfälle, dafür hervorragende Leistungen. „Der Boden war gar kein Problem“, schildert Mannschaftsfahrer Sebastian Warneck, „der war vom Veranstalter bestens vorbereitet. Noch am Abend zuvor wurde Schotter auf die Wegestrecke gefahren, um es den Pferden leichter zu machen, alles war gut. Die Schwierigkeit des Geländes lag in dem sehr technischen Bau der Hindernisse. Richtig gemerkt hat man das allerdings erst während der Fahrt. Beim Abgehen habe ich die Schwierigkeiten nicht als so gravierend eingeschätzt, es war dann aber doch eng und sehr technisch“.

Nicht nur Sebastian Warneck hat die Herausforderungen des Marathons bestens bewältigt, auf respektable 16,73 Punkte Vorsprung hat die deutsche Mannschaft ihre Führung nach der Geländefahrt der Zweispänner ausgebaut. Arndt Lörcher fuhr auf Platz zwei, Sebastian Warneck auf Platz drei und Anna Sandmann auf den 5. Platz. Der Schnellste im Marathonkurs rund um die Surenburg war allerdings der Niederländer Harrie Verstappen, der mit 90,56 Punkten ganz knapp vor Arndt Lörcher (91,99 Punkte) siegte. An vierter Stelle Marco Freund, der nicht in allen Hindernissen die Ideallinie erwischte und auch einen Abwurf kassierte, dennoch auf den vierten Platz fuhr. Das reichte zur Führung in der kombinierten Wertung, 135,12 Punkte seine Ausgangsposition für das morgige Kegelfahren. Da darf er sich allerdings keinen Fehler leisten, ein Abwurf schon kann ihn den Sieg kosten, Sebastian Warneck liegt mit 137,09 Punkten dicht hinter Freund.

Nach einer wenig geglückten Vorstellung auf dem Dressurviereck (Platz elf) arbeitete sich Harrie Verstappen in der Kombinierten Wertung durch eine rasante Geländefahrt mit seinen beiden Gelderländer Schecken auf den dritten Platz vor. Mit 141,00 Punkten folgt er Warneck und Freund zwar mit großen Abstand, hat jedoch immerhin acht Plätze gut gemacht. Umgekehrt erging es dem Italiener Claudio Fumagalli, der nach seinem Sieg in der Dressur eine sehr mäßige Leistung im Marathon lieferte und mit 142,17 Punkten abgeschlagen auf Platz vier liegt. Ihm folgt Anna Sandmann, die derzeit besonders stark im Kegelparcours unterwegs ist. Sie wird alles daransetzen ihr Ergebnis von 144,57 Punkten zu halten. Dabei ist ihr Arndt Lörcher dicht auf den Fersen, liegt er doch nur 0,04 Punkte hinter seiner Mannschaftskameradin. Nach dem 13. Platz in der Dressur steht er nun dank des zweiten Platzes im Marathon an sechster Stelle in der Einzelwertung.

Insgesamt erbrachten die deutschen Zweispännerfahrer eine sehr ausgeglichene Leistung, 277,23 Punkte gilt es beim morgigen Kegelfahren zu verteidigen. 294,06 haben die Niederländer auf Platz zwei zu verzeichnen, an dritter Stelle rangieren die Österreicher mit 299,60 Punkten.



Foto: Marie de Ronde-Oudemans


Foto: Marie de Ronde-Oudemans

Ähnlich homogen wie die der Zweispänner waren die Leistungen der Vierspänner. Mit Christoph Sandmann – gewohnt zuverlässig in allen Disziplinen – stand nach dem Marathon ein Deutscher oben auf dem Siegertreppchen. 103,95 Punkte im Gelände schoben ihn zudem in der Einzelwertung der Kombinierten Prüfung auf den zweiten Platz und damit in greifbare Nähe auf den Gesamtsieg. Dass József Dobrovitz aus Ungarn ein forscher Geländefahrer ist bewies er einmal mehr in Riesenbeck, 105,54 Punkte standen in der Endabrechnung, zweiter Platz in dieser Teilprüfung. Mindestens ebenso forsch fährt Michael Brauchle, wie Sandmann für das deutsche Team am Start. 106,38 Punkte lassen ihn nur knapp hinter Dobrovitz auf dem dritten Platz landen. Ihm folgt József Dobrovitz sen. mit 107,41 Punkten auf Platz vier. Nach Dressur und Gelände findet sich Dobrovitz sen. in der Gesamtwertung auf dem dritten Platz wieder.

Der Held des Tages ist Georg von Stein. Mit einem Gipsfuß und gelegentlichen Atemproblemen wegen geprellter Rippen beendete er die Geländefahrt ohne große Zwischenfälle auf einem guten fünften Platz, 107,65 Punkte. „Meinen Fuß habe ich unterwegs gar nicht gespürt, lediglich das Luftholen tat manchmal weh. Aber die Freude über meine beiden neuen Pferde die ich eingespannt hatte war, viel größer. Die zwei haben das ganz, ganz toll gemacht, ich bin total glücklich. Aachen kann kommen“, freut er sich auf kommende Aufgaben.
Pech für den Führenden nach der Dressur, den Australier Boyd Exell. Im ersten Hindernis war es nur ein abwerfbares Teil am Hindernis, das zu Boden ging, in Hindernis zwei war es sein Mitfahrer. Der konnte zwar wieder aufsteigen und die Fahrt fortsetzen, musste aber nach Beendigung des Marathons ärztlich behandelt werden. Für den amtierenden Weltmeister gab es jede Menge Strafpunkte, da waren auch die rasant gefahrenen restlichen Hindernisse nur noch Schadensbegrenzung. 111,90 Pinkte im Marathon, Platz elf war für ihn enttäuschend. Dank seines erstklassigen Dressurergebnisses bleibt er jedoch in der Gesamtwertung auf dem ersten Platz. Hinter dem Zweiten Christoph Sandmann rangiert Jòzsef Doborvitz auf Platz drei. Chester Weber, den Zweitplatzierten in der Dressur, ließ eine mäßige Geländefahrt auf den vierten Platz zurückfallen.

311,80 Punkte stehen für das deutsche Team auf dem Konto, das bedeutet die Führung im Preis der Nationen vor dem abschließenden Kegelfahren am Sonntag. Dabei haben sie ein Eisen mehr im Feuer als die an zweiter Stelle liegenden Ungarn (317,36 Punkte), da Vater und Sohn Dobrovitz nur zu zweit das ungarische Team bilden. Ihr Vorsprung vor den Niederländern ist klar, Koos de Ronde, Hermann ter Harmsel und Peter de Ronde liegen mit 328,72 Punkten auf Platz drei.
Gute Aussichten insgesamt für die deutschen Fahrer: In beiden Anspannungsarten führen sie nach zwei Teilprüfungen. Nun gilt es morgen im Kegelparcours die Daumen zu drücken.

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