5 Januar 2021

Aus dem Schatten: Edwin Weusthof

Viele Menschen sind hinter den Kulissen aktiv im Fahrsport. Fahren ist eine Disziplin des Pferdesports, die man nicht alleine betreiben kann. Die Unterstützung durch Familie, Partner oder Freunde ist für aktive Turnierfahrer unverzichtbar. Die Wettbewerbe, an denen sie teilnehmen, können dank des Einsatzes begeisterter Organisatoren und Ehrenamtler stattfinden. In der Serie 'Aus dem Schatten' holt Hoefnet Menschen aus dem Hintergrund ins Rampenlicht.

Grooms sind in einem Fahrteam ein wesentlicher Faktor. Edwin Weusthof ist bereits seit den Anfängen der feste ‘Backstepper’ des Vierspännerfahrers Mark Weusthof. Das Team des ‘Twents Vierspan’ ist bereits seit vielen Jahren perfekt aufeinander eingespielt. Und um es klarzustellen, Edwin ist nicht mit Mark verwandt. Es gibt in der Region Twente nun einmal sehr viele Menschen, die diesen Familiennamen tragen. ‘Jeder kennt Edwin und Edwin kennt jeden’, sagt Mark über ihm. Somit ist es an der Zeit, bei diesem bescheidenen Beifahrer mal nachzuhorchen, was ihn antreibt.



Foto: Gerben Olthof

Lkw

Als Mark Weusthof im Jahr 1996 die Leinen von seinem Vater Theo übernahm, wurde Edwin sein Groom. ‘Ich bin schon von Anfang an dabei. Das sind also schon 25 Jahre….. Es wird Zeit, dass ich aufhöre,’ witzelt Edwin. ‘Mark war der Kumpel meines jüngeren Bruders,’ erzählt. Darüber hinaus kannten sie sich vom Fußballverein. Edwin war irgendwann der Mannschaftsbetreuer von Marks Mannschaft, also kannten sie sich auch daher.

Der 52-jährige Edwin ist im Alltag Nutzfahrzeug-Monteur. Und dieser Beruf hat auch dazu geführt, dass er mit dem Vierspännersport in Berührung kam. Als Marks Vater Theo eine Lkw-Panne hatte, kam Edwin vorbei, um diese zu beheben. Theo war Teilnehmer an der WM in Riesenbeck und in der Kneipe beschlossen Edwin und ein paar Freunde, sich das vor Ort mal anzusehen. Edwin erlebte zum ersten Mal ein Vierspänner-Turnier und war sofort Feuer und Flamme. So nahm die Geschichte ihren Lauf. Er fuhr öfters mit und wurde der Fahrer von Theo. Als Mark in 1996 in den Vierspännersport einstieg, wurde Edwin nicht nur sein Fahrer, sondern auch sein fester Groom.


Das eingespielte Team weiß genau, was zu tun ist
Foto: Gerben Olthof

Eingespieltes Team

Alles läuft reibungslos im Team des ‘Twents Vierspan’. In den über 20 Jahren, in denen das Team im Sport aktiv ist, weiß jeder, was zu tun ist und jede(r) kennt seine/ihre Aufgabe. Edwin: ‘Wir machen alles gemeinsam. Pferde pflegen, alles, was erledigt werden muss. Und ich natürlich dabei für den Marathon.’ Er lächelt: ‘Hinten mitfahren in der Dressur, das ist nichts für mich.’ Die Hindernisse gehen sie vor dem Marathon gemeinsam ab, und dann wird auch diskutiert. ‘Ich gebe meine Meinung dazu, aber Mark muss fahren’, sagt Edwin. ‘Unterwegs sage ich nicht viel, denn ich stehe hinten auf dem Wagen. Wenn es gut läuft, muss ich einfach schweigen. Bevor wir losfahren, passiert es schon manchmal, dass ich noch mal kurz zu einem Hindernis gehe, um es mir anzusehen. Beispielsweise um zu sehen, wie die anderen dort abschneiden, und dann überlegen wir, wie wir es angehen.’

Für viele Fahrer ist es nicht einfach, Leute zu finden, die soviel für den Sport übrig haben. Man danke nur an die Urlaubstage, die man für die Turniere nehmen muss. Edwin arbeitet schon seit über 30 Jahren beim gleichen Arbeitgeber und zum Glück gibt es da beim Thema Sonderurlaub nie Probleme. ‘Es findet sich eigentlich immer eine Lösung und Last Minute-Urlaub klappt häufig auch noch’, sagt er dazu.

Reitende Töchter

Edwin und seine Frau Paulien lieben den Pferdesport. Ihre Töchter von 12 bzw. 14 Jahren sind im Springsport aktiv. Die Ältere von den beiden hat mittlerweile vom Pony- in den Großpferdesport gewechselt und reitet auch Vielseitigkeit. ‘Früher fuhr ich unter der Woche auch mit Mark zum Training. Seitdem meine Töchter reiten, habe ich dazu jedoch weniger Zeit,’ erzählt Edwin. Er fährt natürlich mit seinen Töchtern zu den Reitturnieren. Es ist jedoch kein Problem, wenn er mit Mark zu einem Vierspännerturnier fährt, denn seine Frau Paulien ist auch immer dabei, wenn ihre Töchter zum Turnier fahren. Als seine Kinder noch klein waren, fuhren sie in den Niederlanden mit der ganzen Familie zum Turnier, jetzt ist Edwin aber meistens alleine dabei, da jemand zu Hause bleiben muss für die Pferde. Ist er selbst auch gefahren? ‘Nun ja, früher schon mal ein Hallenturnier, aber das hatte nicht so viel auf sich. Da bin ich Zweispänner gefahren. Meine Töchter reiten jetzt, also habe ich dafür keine Zeit mehr. Übrigens, in den ersten 25 Jahren meines Lebens spielten Pferde keine Rolle. Ich kümmerte mich viel mehr um Fußball. Damit habe ich vor 10 Jahren erst ganz aufgehört.’



Foto: Wilco van Driessen

Höhepunkte

In all den Jahren hat Edwin viel erlebt mit dem „Twents Vierspan“. ‘Die WM-Teilnahmen waren Höhepunkte. Unsere erste WM war in Wolfsburg (im Jahr 2000, Red.) und die haben wir so richtig genossen. Die WM in Jerez de la Frontera, zwei Jahre später, war ein einzigartiges Erlebnis. Wir waren zweieinhalb Wochen unterwegs, denn die Reise dorthin dauerte schon drei Tage. Und es war unglaublich, in Spanien war alles dürr und trocken, aber auf der WM-Anlage war alles grün.’ Im übrigen gewann Mark damals mit Ton Monhemius und IJsbrand Chardon Mannschaftsgold. Das Jahr 2002 war für unser Team ein tolles Jahr. ‘Wir fuhren zum ersten Mal in Aachen und wurden sofort Zweite, das war auch sehr speziell. Aber auch die WM in Ungarn 2004 war ein Erlebnis. Das Publikum dort war spitze und zahlreich. Und die WM in Beesd in 2008 war natürlich auch schön. Wenn es sportlich gut läuft, ist das Turnier auch gut. Man braucht halt auch ein Quäntchen Glück. Manchmal hat man einen solchen Lauf, dass alles gelingt. Wir fahren aber immer sehr motiviert zu jedem Turnier.’ Und was für besondere Momente gibt es noch? ‘Der Weltcup war auch toll,’ sagt Edwin. ‘Zweimal bin ich dabei gewesen.’ Und geht auch schon mal was schief? Edwin: ‘Na klar. Im Wettkampf kann alles Mögliche passieren. Wir fuhren unser erstes Turnier im Ausland damals in Schweden. Da gingen wir schon im ersten Hindernis um.’

Jahr ausgesetzt

Es gibt also nur wenige Turniere, an denen Edwin nicht teilgenommen hat. Aber 2016 musste er nach der Saisoneröffnung in Horst aussetzen. ‘Ich habe in dem Jahr eine Herz-OP gehabt und bekam vier Bypässe’, erzählt er. Das war das Jahr der Vierspänner-WM in Breda, bei der Edwin zum Zuschauen verdammt war. ‘Ich konnte damit leben, denn meine Gesundheit hatte oberste Priorität. Natürlich war ich in Breda als Zuschauer, aber die Anspannung ist hinten auf dem Wagen viel geringer. Zum Glück kenne ich viele Leute, so dass für Ablenkung gesorgt war. Ich musste natürlich immer wieder erklären, weshalb ich nicht mitfuhr.’



Foto: Krisztina Horváth

Edwin zu Mark

Wie für viele Fans, sind die Turniere für Edwin schöne Ausflüge: ‘Man ist mit dem ganzen Team unterwegs, wir kennen uns gut, es ist gemütlich und es kommt nie Langeweile auf.’ Er ist nach wie vor bescheiden: ‘Ich stehe am liebsten nicht im Vordergrund, dafür gibt es andere Leute und wir wissen, dass der Fahrer alleine nichts ausrichten kann.’ Welche besonderen Qualitäten hat Mark? ‘Mark kann enorm gut lenken. Mit dem Pferdematerial, das er zur Verfügung hat, schneidet er sehr gut ab. Und er ist immer gut im Marathon.’

Mark zu Edwin

Mark ist froh, dass er Edwin als Groom hat. ‘Edwin ist schon von Anfang an dabei. Wir haben alles gemeinsam erlebt und wir wissen, was wir voneinander erwarten können. Edwin kann ein Turnier sehr gut überblicken. Beim Indoor oder beim Kegelfahren und natürlich auch beim Marathon. Er erzählt mir, wie ich am besten fahren kann und dabei hat er 99 von 100 Mal recht. Marathonhindernisse kann er auch ganz gut lesen. Wenn ich etwas nicht weiß, oder wenn ich zweifle, dann schicke ich ihn los. Wenn er dann etwas dazu sagt, weiß ich, dass es stimmt. Das ist etwas, das im Laufe der Zeit wächst.’



Foto: Gerben Olthof

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