18 augustus 2014

Drebkau: eine Rückschau

Die Organisatoren haben ein großartiges Fahrsportevent auf die Beine gestellt. Gott sei Dank stimmten an diesem Wochenende alle Wetterprognosen nicht. Entgegen der Vorhersage war überwiegend Sonne angesagt und dieses tolle Wetter lockte dann erfreulicherweise ganz viele Zuschauer nach Drebkau. Spannender Sport wurde ihnen vom ersten bis zum letzten Tag geboten und insbesondere bei den Zweispänner-Pferden war das abschließende Hindernisfahren in seinem Spannungsbogen kaum zu überbieten. Bei den Zweispänner-Ponys ging es dagegen fast normal zu. 


Niels Kneifel holte sich nach seinem überlegenen Sieg im Gelände auch noch den Sieg im Hindernisfahren. Er war hier der Schnellste und neben Jan Schuster der einzige Fahrer der den Parcours in der vorgegebenen knappen Zeit auch noch fehlerfrei bewältigte. Für Niels Kneifel so die verdiente Bronzemedaille in der Wertung um die Deutsche Meisterschaft, wobei er dabei natürlich ein bisschen vom Pech von Christof Weihe profitierte, der bekanntermaßen am Marathontag im Hindernis 2 umkippte. Mit Dieter Baackmann und Jan-Felix Pfeffer gibt es zwei überragende Pony-Zweispänner in Deutschland, zu denen Christof Weihe noch dazugerechnet werden muss. Eine ganz qualitätvolle Spitze, wie sie wahrscheinlich keine andere Nation aufweisen kann. Dazu noch in der Hinterhand die jungen Wilden Niels Kneifel und Max Bärlage. Auch sie zählen schon zur internationalen Spitze.

Die Spitze bei den Zweispänner-Pferden scheint deutlich breiter zu sein. Der deutsche Rekordmeister Sebastian Warneck fügte in Drebkau einen weiteren nationalen Titel seiner so erfolgreichen Karriere bei. Anna Sandmann stand zum ersten Mal bei einer Deutschen Meisterschaft auf dem Treppchen. Der drittplatzierte Stefan Schottmüller hat da schon etwas mehr Erfahrung in diesem Punkt. Erfreulich besonders die Tatsache, dass im Zweispänner-Pferdesport viele junge Leute der internationalen Spitze inzwischen angehören. Denn sowohl Arndt Lörcher als auch Carola Slater-Diener – um nur einige zu nennen – sind alles junge Leute, die noch eine große fahrsportliche Zukunft vor sich haben. Bei der Exweltmeisterin Slater-Diener wird zu klären sein, wie ihr ihn der nächsten Saison die wunderbaren Pferde aus dem holländischen Stall Engbers zur Verfügung stehen.


Foto: Dr. Jürgen Schwarzl

Die Einspänner sichteten zum letzten Mal vor den Weltmeisterschaften in Ungarn. Die Nominierung durch den Fahrsauschuss mit den Gespannen Faißt, Dieter Lauterbach, Fallak und Tebbe ergab sich praktisch von selbst genauso wie die weitere Namen auf der Longlist mit Claudia Lauterbach und Heinz Künstler. Viele hätten es dem Senior Heinz Künstler gegönnt, dass an einer Weltmeisterschaft teilnehmen kann, aber leider war er im abschließenden Hindernisfahren der Sichtung in Drebkau nicht so richtig gut drauf und kegelte fleißig. Bisher ist sicher, dass vier Gespanne nach Ungarn gehen werden. Vielleicht gibt es ja noch einen weiteren Startplatz, aber das steht im Moment noch nicht fest. Wie zu hören ist hat der Veranstalter noch eine Einlageprüfung für Vierspänner ausgeschrieben und so das Programm abgerundet; leider dann zu Lasten der Einspänner Startplätze. Also schauen wir mal – und für die Kandidaten auf der weiteren Longlist heißt es dann schlichtweg abwarten.
Die Deutschen werden im Stall Dobrovitz in der Nähe von Vecsés als Trainingslager Quartier machen und von dort geht es weiter zur Weltmeisterschaft.

Was gibt es noch über Drebkau zu sagen? Neben der perfekten Organisation und der schon genannten Großzügigkeit des Veranstalters gab es für die Teilnehmer ideale Bedingungen auf den Abfahrplätzen, übrigens vor malerischer Kulisse. Im Hintergrund war ein altes schlossartiges Gebäude zu sehen, aber bei näherem Hinschauen konnte man erkennen, dass hier schon ein intensives Feuer gewütet hatte; aber das tat aus der Entfernung dem romantischen Eindruck keinen Abbruch.
Die Geländehindernisse ganz kompakt und zuschauerfreundlich rund um den Platz gebaut. Allerdings von den Durchfahrten her eher für Vierspänner als für Zwei- und Einspänner optimal.

Die Siegerehrung sowohl am Abend als auch am abschließenden Sonntag von Großzügigkeit geprägt, wobei die Damen aus dem Organisationsteam um Tanja Anson und Kerstin Krüger sehr liebevolle und durchdachte Ideen bezüglich der Auswahl hatten. Das findet man auch selten. Übrigens trat der Vierspänner-Fahrer Norman Schröder mit guter Moderation in Erscheinung. Von diesem Talent wusste der eine oder andere doch noch nichts. 

In leichter Abwandlung des bei der Siegerehrung in Drebkau so oft gehörten Liedes „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben…“ wird die Meinung der Aktiven und der Fahrsport-Enthusiasten nach diesem Wochenende eindeutig lauten: „Wir wollen in Drebkau wieder ein Fahrturnier haben…“.

Einer wichtigen Richtigstellung bedarf es noch an dieser Stelle. Wir hatten bei unserem ersten Bericht die Zweisprachigkeit der Hinweisschilder in den Ortschaften und an den Straßen erwähnt, aber der Verfasser lag hier völlig verkehrt. Es handelt sich nicht um polnische Namen, die ergänzend unter den deutschen stehen, sondern um sorbische Namen. Auch in der Lausitz lebt eine große Anzahl der Sorben, die seit Jahrhunderten ihre alt hergebrachten Brauchtümer pflegt. Sie leben überwiegend in Ostsachsen und Südbrandenburg und verfügen über eine eigene Flagge und Hymne. Die Kinder wachsen zweisprachig auf und in der Schule wird in Sorbisch unterrichtet. Die Frau des bekannten Fahrers Lukas Wendenroth moderiert sorbische Sendungen im Radio.

Also dies ist die Hintergrundgeschichte für diese uns fremdländisch anmutenden Namen auf die Ortsschilder. Sorry für die Verwechslung… aber herzlich Dank dem fotografierenden Kollegen, der am Sonntagmorgen einen Hinweis gab und insbesondere Karl Heinz Lange für die nette und sachkundige Aufklärung.

Rudolf Temporini